Zu Besuch bei großen kleinen Schwestern

Orgelfreunde auf OrgelFahrt durch das Vogtland. Der Kantor der Dresdner Frauenkirche Matthias Grünert war vom 18.-20. Februar im Vogtland auf OrgelFahrt. An drei Tagen spielte er im Umfeld seiner ersten Stelle als Greizer Stadtkantor an 11 Instrumenten in verschiedensten evangelischen Kirchen zu Vespern die Orgel.

Orgelfreunde auf OrgelFahrt durch das Vogtland.
Der Kantor der Dresdner Frauenkirche Matthias Grünert war vom 18.-20. Februar im Vogtland auf OrgelFahrt. An drei Tagen spielte er im Umfeld seiner ersten Stelle als Greizer Stadtkantor an 11 Instrumenten in verschiedensten evangelischen Kirchen zu Vespern die Orgel.
Wir Orgelfreunde waren dabei: Luther-Kirchner Lutz Baltruweit und Luther-Orgelimker Stephan Romahn begannen mit der Eröffnungsveranstaltung in der Kirche St. Jakobi zu Oelsnitz.

Dort steht die größte hochromantische Orgel im sächsischen Vogtland. Sie wurde 1930 von Orgelbau Jehmlich aus Dresden geschaffen. Nach Restaurierung und Rückführung in den Ursprungszustand erklingt sie wieder original.
Dieses Instrument ist eine "kleine Schwester" unserer alten Orgel, die 1926 von der gleichen Orgelbaufirma gebaut wurde. Es wa in Oelsnitz zu erahnen, wie es in der Lutherkirche etwa klingen haben könnte, bevor unsere alte Jehmlich-Orgel neobarock um-verunstalltet wurde. Es war ein Fest für unsere Ohren!

Etwas von diesem stufenlos dynamischen, weich-fülligen hochromantnischen Jehmlich-Klang wird in unserer neuen Orgel wiederkehren. Die nun auf 3 - statt wie ursprünglich geplant 2 Manuale - geänderte Disposition beinhaltet die Wiederkehr unserer originalen Jehmlich-Windladen im 3. Manual. Dies wird restauriert die Basis sein, dass das 3. Manual als hochromantisches Schwellwerk zusammen mit den frühromantisch disponierten beiden "Mende-Manualen" eine außergewöhnlich tolle Orgel wird. Das Fundament im Pedal wird hauptsächlich aus den restaurierten Jehmlich-Pfeiffen bestehen.

Weiter ging es dann in unsere Nachbarkirche St. Johannis. Dort hörten wir das einige Jahrzehnte jüngere Instrument aus der Dresdner Werkstatt Jehmlich: Seine Kinderstube, aber total anderer "neobarock" strahlender - fast schriller - Klang.
Schön waren neben Orgeln und Musik die Begegnungen mit unserem ebenfalls "orgelfahrenden" Orgelbaumeister Thomas Wolf. Gemeinsam wiesen wir Kantor Grünert vor der Johanes-Orgel auf den Bua der sehr interessanten Orgel in unserer benachbarten Lutherkirche hin.

Den Abend beschlossen Orgelfreunde und Orgelbaumeister in einer Gaststätte. Es war interessant und kurzweilig, bei gutem Essen über Orgeln und unseren Orgelbau zu plaudern: Wir Drei wurden als letzte Gäste irgendwann nett herausgebeten.

Am Samstag ging die Fahrt weiter durch das sächsische Vogtland nach Thüringen zu vier Orgeln. Dabei waren 2 neobarocke Instrumente von Jehmlich zu hören: Gleiche Herkunft, jede ein klangliches Individuum.

Am Sonntag großes Finale in Thüringen: Zwei der fünf Orgeln, die erklangen, waren wieder Jehmlich-Schwestern aus der Zeit der klanglichen Romantik. Wir trafen natürlich wieder unseren Orgelbaumeister. Er hat einige der zu hörenden Orgeln restauriert und eine selbst gebaut. Nebenbei bekamen wir viele interessante Zusammenhänge und Hintergründe der Instrumente und unserer künftigen Orgel aus kundigem Mund vermittelt.

All dies hat unsere große Vorfreude auf die Vollendung unseres "Jahrhundertprojektes Orgel 2022" weiter gesteigert.

Autoren: Stephan Romahn und Lutz Baltruweit

Der originaltext erschien zuerst im Gemeindeblatt der Luthergemeinde Plauen, April / Mai 2022

16.11.2022 - Autor: H. Schiller